Cordi und Björn in China

Montag, April 30, 2007

Sitzordnung

Cordula schrieb:

Auf mehrfachen Wunsch unserer Eltern, die hier auch ein chinesisches Geschäftsessen erlebt haben, schreibe ich heute was über die Sitzordnung bei eben solchem. Hier erst einmal eine Skizze, damit sich das jeder vorstellen kann:

Das große runde ist der Tisch (wer hätte das gedacht?;-)), in der Mitte auf dem Tisch befindet sich eine drehbare Scheibe und um den Tisch herum sitzen natürlich die Gäste. Jeder Gast hat einen bestimmten Sitzplatz.

Der 1. Gastgeber sitzt gegenüber der Tür.
Der 2. Gastgeber sitzt ihm direkt gegenüber, also an der Tür.
Der 1. Gast nimmt rechts neben dem 1. Gastgeber Platz.
Der 2. Gast nimmt links neben dem 1. Gastgeber Platz.
Die 3. Gast sitzt rechts neben dem 2. Gastgeber Platz.
Der 4. Gast sitzt links neben dem 2. Gastgeber.
Alle anderen Gäste werden dazwischen platziert.

Die Reihenfolge der Gäste zeigt die Rangfolge an. Gast 1 hat somit den höchsten Rang unter allen Gästen an der Tafel. Bei einem Geschäftsessen ist es z.B. der wichtigste Geschäftspartner des Gastgebers.

Die Aufgaben der Hungrigen sind folgende:
Der 1. Gastgeber spricht den bzw. die ersten und den letzten Toast aus, er bekommt vom 2. Gastgeber die Rechnung vorgelegt.
Der 2. Gastgeber sucht das Essen aus, zahlt die Rechnung im Restaurant und holt sich das Geld beim 1. Gastgeber wieder.
Der 1. Gast darf sich als erstes am Essen bedienen.

Alle Gerichte werden auf die Drehplatte gestellt und jeder kann sich mit seinen Stäbchen was von den großen Tellern nehmen.

Es gibt noch ein paar andere Dinge, z.B. wo genau das Essen auf den Tisch gestellt wird und wer an der Drehplatte drehen darf (zumindest hat man uns solche Sachen an der Uni beigebracht.) Diese waren allerdings bei jedem Geschäftsessen, dass ich bisher erlebt habe, anders. Von daher ist es wahrscheinlich nicht allzu erwähnenswert.

Hier noch ein paar Regeln, die auf jeden Fall gelten:

Unbedingt...
... warten bis man dran ist und nicht einfach drauf los essen und trinken
... jedes Gericht probieren
... das Glas auf ex leeren, wenn jemand "gan bei" ausspricht
... irgendwie zur guten Atmosphäre beitragen
... den großartigen Geschmack des Essens preisen
... sich überschwenglich beim Gastgeber bedanken


Auf keinen Fall...
... in Eile sein oder gehetzt wirken
... den Bauch nur mit leckeren Gerichten füllen
... als erstes Essen nehmen
... trinken, ohne dass der zuständige einen Trinkspruch gesagt hat
... andere beim Essen aufnehmen behindern
... verweigern auf ex zu trinken ohne gute Gründe anzugeben
(Leberprobleme, Magenprobleme, Allergie, Medikamente etc. sind gute Gründe)
... die gute Atmosphäre stören

Geschäfte macht man in China nur mit Freunden.
Ich habe mal von einem Chinesen gehört, dass man nur mit Leuten befreundet sein kann, wenn man mit denjenigen auch trinken kann... bis beide völlig betrunken sind.
Wenn das so ist, dann kann man bei einem ordentlichen Geschäftsessen (bei dem es natürlich viel Alkohol gibt) sehr schnell Freundschaften schließen und eine gute Grundlage für eine fruchtbare Geschäftsbeziehung schaffen.

Sonntag, April 22, 2007

Donghuamen Foodmarket



Cordula schrieb:

Auf dem Donghuamen Nachtmarkt in Peking (hier auf dem Bild zu sehen) gibt es allerlei Gegrilltes zu essen.

Hier eine Auswahl der exotischsten Grillspieße,... die wir nicht probiert haben.


























Einige Spieße kann man ja gut erkennen, z.B. die Seepferdchen, frittierten Mäuse, Seidenraupenkokons, Skorpione, Heuschrecken. Dann sind da noch Nieren (woher auch immer??), irgendetwas, dass aussieht wie Mini-Quallen und andere unidentifizierbare Kneif-, Krabbel- und Glibbertiere. Aber alles schön farbenfroh, gelle?! ;-)

Donnerstag, April 19, 2007

Große Mauer

Cordula schrieb:

Sie ist über 2000 Jahre alt, über 6000 km lang und wohl China's heiligste Sehenswürdigkeit.

Bei unserem Ausflug zur Chinesischen Mauer haben wir (unsere Väter, Björn und ich) das meistbesuchte Mauerstück in Badaling (ca. 70 km nordwestlich von Peking) bestiegen. Na ja, zunächst sind wir mit der Seilbahn raufgefahren; das haben Björn und ich uns beim ersten, sehr mühsamen Aufstieg im letzten Jahr geschworen.





Oben angekommen waren wir dann auch froh, dass wir unsere Kräfte geschont hatten um noch ein wenig auf der Mauer entlang zu wandern. An dieser Stelle ist die Mauer wirklich sehr sehr steil, aber die Aussicht ist echt toll.



Wir sind insgesamt etwa zwei Stunden lang ein restauriertes Teilstück abgelaufen, was sehr anstrengend war.

Mal abgesehen von dem hohen Steigungsgrad kommt noch hinzu, dass die Stufen unterschiedlich hoch sind. Von 5 bis 50 cm in willkürlicher Reihenfolge, sodass man sich auf seine Schritte konzentrieren muss. An den Stellen, wo es keine Stufen gibt, sondern die Steigung über relativ gerade Flächen überwunden werden muss, ist es sehr rutschig. Aber es gibt ein Geländer zum Festhalten!





















Krass fand ich, dass so viele uralte Chinesen unterwegs waren. Von wegen alt und klapprig. Die sind in strammem Tempo die Mauer hoch und runter. Wahnsinn!

Am nächsten und übernächsten Tag hatte ich natürlich mit Muskelkater zu kämpfen. Aber egal! Das war's wert.

Verbotene Stadt

Cordula schrieb:

Keine China-Reise ohne Peking! Dazu gehört auch ein Besuch in der Verbotenen Stadt, den wir Anfang der Woche mit unseren Eltern unternommen haben.

Zu sechst haben wir uns nach dem Frühstück auf den Weg gemacht. Nach kurzer Zeit waren wir dann schon zu siebt. Ein englischsprechender Chinese hat sich ungefragt zu uns gesellt. Das ist nichts besonderes, denn die quatschen oft Ausländer auf der Straße an um z.B. ihr englisch aufzubessern. Erst die Standardfragen und ein bißchen einschleimen: Woher kommt ihr? Wie lange schon in China? Wo geht ihr jetzt hin? etc.
Aus den Erzählungen von Bekannten, wussten Björn und ich schon, was jetzt kommt. Der Chinese ist Künstler und möchte uns seine Kunstausstellung zeigen. Achtung! Gefährliche Touri-Falle! Schnellstmöglich versuchen, den Chinesen auf freundliche Art und Weise loszuwerden! Dann hat man seine Ruhe und muss sich nicht eine Ausstellung ansehen, für die im Nachhinein ganz plötzlich ein horrender Eintrittspreis verlangt wird. Ist Bekannten tatsächlich schon passiert. Das gleiche gilt für Einladungen zu Teezeremonien.
Es sind sicherlich auch in Peking viele wirklich hilfsbereite Chinesen unterwegs, aber diese Künstler-Masche wird sehr oft angewandt um frisch angekommene Touristen aufs Glatteis zu führen. Leider nicht sehr schön.

Jetzt aber auch mal was gutes: Die Sonne schien bei blauem Himmel.








Hier ist der Platz des Himmlischen Friedens mit Mao's letzter Ruhestätte:



Durch das Tor des Himmlischen Friedens (Tiananmen) gelangt man weiter in Richtung der Verbotenen Stadt.



Zunächt gelangt man wieder auf einen großen Platz. Wenn man diesen fast überquert hat, kann man schon die Schlangen an den Tickethäuschen sehen...
Ich kann mir nicht vorstellen, wo man mehr Chinesen mit gleichfarbigen Mützen und Reiseführer mit wedelnden Fähnchen sehen kann, als hier.



Der Eintritt kostet etwa 6 Euro, für Studenten nur 2 Euro. Es stehen zwar an jedem Tempel englisch- und chinesischsprachige Schilder, die Informationen zu dem jeweiligen Gebäude geben, aber wir haben uns für weitere 4 Euro je einen deutschen Audio-Guide ausgeliehen. Dieses Gerät zeigt den Plan des Palastmuseums. Wenn man bestimmte Stellen erreicht, wird man automatisch über das entsprechende Gebäude informatiert.




Na klar, Olympia steht vor der Tür und Peking's Verbotene Stadt will sich frisch renoviert den vielen Millionen oder gar Millarden in- und ausländischen Touristen zeigen, die während dieser Zeit ins Palastmuseum strömen werden. Leider bekamen wir das wichtigste und größte Gebäude -die Halle der Höchsten Harmonie- somit nur indirekt zu sehen.



Ist aber auch nicht so wild, denn es gibt ja in der Verbotenen Stadt viele Gebäude, die, zumindest für Laien wie mich, sehr sehr ähnlich aussehen.



Es ist recht interessant, was man über das alte chinesische Kaiserreich erfährt. Aber bei so vielen Infos kann man sich ja leider nicht alles merken. Was ihr auf diesem Bild seht, ist jedoch einfach: Je mehr solcher Fantasiefiguren auf dieser Dachzierleiste (oder auch Regenrinne??) sitzen, desto wichtiger ist das Gebäude und der, der darin wohnt und das, was dort gemacht wird.







Qingdao's Altstadt

Cordula schrieb:

Dass Qingdao (damals noch Tsingtau) von 1897 bis 1914 unter deutscher Besatzung stand, kann man bei einer Tour durch die Altstadt gut erkennen.
Hierzu kurz der historische Hintergrund:
Im Zuge der Kolonisierung nahm Kaiser Wilhelm II. die Ermordung zweier deutscher Missionare zum Anlass Qingdao zu besetzen. Eigentlich war ein Pachtvertrag für 99 Jahre vereinbart worden, aber zu Beginn des 1. Weltkriegs wurde Qingdao dann von den Japanern besetzt. Wie im Vertrag von Versailles festgelegt, blieb die Stadt auch noch einige Zeit nach Ende des 1.Weltkriegs in japanischer Hand. Sie wurde 1922 an die Chinesen zurückgegeben.

Viele Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit sind in der Altstadt erhalten. Am bekanntesten ist wohl der ehemalige Gouverneurspalast:











Hier ein Bild der ursprünglichen Bewohner des Gouverneurspalastes. Viele Jahre später hat auch mal der Herr Mao seinen Sommerurlaub in dieser Villa verbracht.













Vom Signal Hill aus hat man einen tollen Blick auf den Gouverneurspalast, die Altstadt und die Skyline am südwestlichen Zipfel von Qingdao:







Unsere Eltern vor dem 5-Drachen-Brunnen. Gut gelaunt, aber bestimmt genauso kaputt vom Sightseeing-Programm wie wir;-)

Die protestantische Kirche:






Und hier noch einige Altstadthäuser, die ebenfalls wohl von deutschen Architekten entworfen wurden: