Cordi und Björn in China

Dienstag, März 20, 2007

Beim Schneider

Cordula schrieb:

Also in Qingdao Klamotten kaufen, die mir gefallen, ist schon recht schwierig. Entweder sind die mit Blinkies, Bommeln, Glitzer, Mickey Mouse oder anderem Schnick-Schnack dran oder eben nicht in meiner Größe. Neulich war ich mal bei Esprit. Die Sachen sind zwar genauso teuer wie in Deutschland, aber ich brauchte dringend eine neue Hose. Schnell hatte ich auch eine gefunden, die mir gut gefiel. Wie könnte es auch anders sein? Die hatten nicht mal annähernd meine Größe auf der Stange hängen. Habe dann die Verkäuferin gefragt, ob's die Hose auch in größer gibt.

Die Antwort war: mei you. Das ist eine chinesische Verneinung und bedeutete in diesem Zusammenhang so viel wie: habe eigentlich keine Lust mich damit zu befassen, da ich ja viel zu sehr damit beschäftigt bin rum zu stehen und mich zu langweilen, also geh am besten wo anders hin, damit ich in Ruhe weiter so tun kann als würde ich hart arbeiten.

Da schon millionenfach gehört, war diese Antwort nicht überraschend. Also hab ich mich mal weiter in dem Laden umgesehen. Nach kurzer Zeit wollte die Verkäuferin dann scheinbar doch arbeiten. Sie sprach mich an und hielt mir eine Hose hin ... oh je ... ganz im Ernst ..... da hätte ich 4mal reingepaßt.
"Hier, das ist genau deine Größe"
Ich musste lachen. "Nee, die ist wohl ETWAS zu groß"
"Nee, ist genau deine Größe."
"Nee, ist zu groß"
"Probier doch mal an".
"Ähhhhhhhhhhhhhhhhhh, tschüß"

Wie ihr seht. Ist nicht so einfach hier shoppen zu gehen. Oder ich hab einfach immer noch nicht die richtigen Läden gefunden...

Also schau ich ab und zu ganz gerne mal beim Schneider vorbei. Zwei Etagen mit ganz vielen Buden, an denen es Stoffe zu kaufen gibt. Weiter hinten findet man die Schneiderinnen. Entweder man blättert deren Kataloge durch um was schönes zu finden oder denkt sich selbst was aus. Das Problem bei zweiter Variante ist, dass man das dann der Schneiderin irgendwie verklickern muss. Wenn man dann klar gemacht hat, was man will, wird man vermessen und dann sagt sie einem wie viel Stoff sie braucht um das Kleidungsstück zu nähen. Danach geht's los Stoff kaufen. Hierfür braucht man sehr viel Zeit und Geduld. Wie bei fast allem in China wird um jeden Cent verhandelt.

Bei einigen Stoffverkäufern klappt das auch ganz gut. Wenn man dort öfters einkauft ist man ja schon deren guter und gern gesehener Freund und wenn man dann noch rumjammert, dass man Student ist und kein Geld hat und beim nächsten Mal auch alle seine ausländischen Freunde mitbringt, dann geht's.

Manchmal ist es aber auch sehr mühsam. Neulich wollte ich Stoff kaufen, aber die Verkäuferin wollte ihn mir nicht verkaufen. Warum auch immer!?
"Was kostet denn dieser Stoff?"
"Nimm doch besser den hier."
"Nee, dieser gefällt mir besser. Was kostet der?"
"Nimm doch besser den hier, der kostet..."
"Den möchte ich nicht, ich möchte diesen hier. Wie teuer?"
"Nimm doch besser den hier"
Ähhhhhhhhhhhhhhhhhhhh, wieso bloß?
Luft holen. Nicht ärgern. Nur wundern. Dann zu einem anderen Stand gehen und anderen Stoff kaufen.

Bisher sind die meisten Klamotten, die ich mir hab machen lassen auch ganz gut geworden. Einige mussten auch noch mal geändert werden, aber das machen die Schneiderinnen dann kostenlos.
Hosen kosten inkl. Stoff und Nähen ca. 6-7 EUR, einfache Pullis ca. 4-5 EUR.
Bei Björn's Anzug haben wir neulich ein richtiges Schnäppchen geschlagen. Hose + Jacke alles in allem für umgerechnet 28 EUR.


Auf diesem Foto sind ein paar Stoffbuden zu sehen.




Hier die beiden netten Schneiderinnen, die immer so viel Geduld aufbringen wenn ich versuche denen zu sagen und zeigen, was sie nähen sollen.
Der Vorhang ist übrigens eine mobile Umkleidekabine:-)




Und zu guter Letzt habe ich da noch ein altes Bild ausgegraben mit Sandra, Jens, Benny, Marco und Simon.